Streifen – gerade und gebogen
Landquart
Vor rund einem Monat haben wir unsere Leserschaft auf eine Bilderausstellung im Forum Landquart aufmerksam gemacht. Die Kunstwerke der Architektin und Künstlerin Aneta Wio Karstens zieren den Eingangsbereich und einen Seitengang des Forums.
Der P&H hat mit der Frau gesprochen, deren geometrische Bilder in teilweise überraschender Farbkombination daherkommen.
Wer ist die Künstlerin?
Aneta Wio Karstens ist eine typische Landquarterin, wie sie selbst betont. Bis vor einem Jahr war sie Mitglied des Gemeindevorstands und engagierte sich dabei für eine lebendige Wohngemeinde.
Eines ihrer Anliegen war es, das Forum Landquart für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nachdem die Gemeinde im Jahr 2023 das Forum wieder in die eigene Verantwortung übernahm, war Karstens als damalige Departementsvorsteherin mit einem ganzen Team, insbesondere der Forumskommission, daran, ein neues Konzept zu entwickeln. Ziel war es, die Lokalitäten für lokale Vereine, Unternehmen und Privatpersonen zu vernünftigen Konditionen zugänglich zu machen.
Daneben ist sie jedoch vor allem Architektin, welche zuweilen auch grosse Projekte nicht mehr auf dem Reissbrett, aber auf ihrem CAD-Bildschirm hat. Und ebendieses Reissbrett, die Tuschefeder, der Tuschefleck auf dem Zeichenpapier, dies fehlte ihr zunehmend.
Zwei Fliegen auf einen Streich Mit der Bilderausstellung im Forum verfolgt die umtriebige Architektin zwei Ziele. Zum einen möchte sie, welche bereits in Zürich, Mailand und Madrid Gelegenheit hatte, ihre Bilder zu präsentieren, dies nun auch dort machen, wo sie lebt und inzwischen verwurzelt ist.
Gleichzeitig will sie aufzeigen, dass die Lokalität in Landquart nun wirklich für alle offensteht. Sie will der vorherrschenden Meinung entgegentreten, welche noch in den Köpfen verankert ist, dass man sich eine Veranstaltung oder einen privaten Anlass im Forum nicht leisten könne. Dies hat sich seit einem Jahr grundlegend geändert, als das Forum mit einem Tag der offenen Türe sein neues Konzept präsentierte.
Vom CAD zur Leinwand
Wenn Karstens Pläne für Häuser oder deren Umbauten entwirft, so sind Perspektiven und insbesondere die Zweidimensionalität vorherrschend. In der Realität entstehen jedoch dreidimensionale Räume und Gebäude. Ganz anders verhält es sich bei der Malerei. Da werden dreidimensionale Realitäten und Gegebenheiten in eine Ebene hinein, eben auf die Leinwand projiziert. Dabei sagt Karstens von sich: «Ich bin nicht jemand, welcher wild seine Emotionen in Gemälden ausdrückt. Auch die Naturmalerei ist mir nicht besonders nahe. Als Architektin fühle ich mich mit geometrischen Darstellungen wohl, wobei es ja nicht nur Geraden sind, mit welchen ich mich ausdrücke. Zudem bilden die Farbkombinationen für mich eine Herausforderung, aber auch ein kreatives Gestalten. Ich selbst bin immer wieder überrascht, wie Farben in der richtigen Kombination zusammenpassen, obwohl es rein nach Überlegung eigentlich absurd erscheint. » In der Architektur ist Karstens in ein Miteinander eingebunden – Bauherr, Planer, Behörden, Handwerker und noch einige mehr. Beim Malen hingegen ist sie alleine, es ist ihr eigenes Werk, ihre Gedanken und Vorstellungen.
Harmonie und Heiterkeit
Dies sind zwei Stichworte, welche die Künstlerin ihren Werken mitgibt auf dem Weg zum Betrachter. In der heutigen Weltunordnung will sie mit ihren klaren, geometrischen Formen eine gewisse Geradlinigkeit postulieren. Obwohl die Streifen, ob gerade oder bogenförmig, klar voneinander abgegrenzt sind, fliessen sie aufgrund der oft mutig gewagten Kombinationen dennoch ineinander, zu einem Ganzen. Karstens meint dazu: «Manchmal ergeben sich Zufälligkeiten erst ganz am Schluss und führen so zur Wirkung des Kunstwerks.» Oft hat sie beim Einschlafen die meisten Ideen, wobei sich diese im Kopf oft spannender präsentieren, als dies sich dann auf dem Papier wiederfindet.
Für Karstens ist es ein Ziel, den Betrachtenden ihrer Bilder ein Eintauchen in die Einfachheit der Geometrie zu ermöglichen und sie an den Farbkombinationen erfreuen zu lassen.
Text/Fotos: Peter Müller

Aneta Wio Karstens mit einer ihrer Bilderreihen.
